Franz von Kobell – Wegbereiter der pfälzischen Mundartdichtung war erster deutscher Fotograf

Franz von Kobell (1803-1882)

Bei der Recherche für ein Buch über die deutsche Fotografiegeschichte hat die Wissenschaftlerin Cornelia Kemp einen Sensationsfund gemacht: Im Archiv des Deutschen Museums fand sie das bisher älteste Foto Deutschlands, datiert auf den März 1837. Bislang dachte man, ein Foto aus dem Jahr 1839 sei die erste Aufnahme, die auf deutschem Boden gemacht wurde. Das Bild stammt von dem bayerischen Mineralogen Franz von Kobell (1803-1882) und zeigt die Frauenkirche in München. Es war auf der Rückseite von Kobell selbst datiert worden. Der Mann ist in der Pfalz kein Unbekannter.

Kobell war kein Pfälzer, sondern Bayer. Dennoch gilt er als Wegbereiter der pfälzischen Mundartdichtung. Geboren im Jahr 1803 als Sohn eines Professors und Staatsrates in München, stammte er doch aus einer Mannheimer Malerfamilie. Diese war von Kurfürst Karl Theodor gefördert worden und mit den Wittelsbachern von der Pfalz nach München umgezogen.

Pfälzisch hatte Kobell durch einen Großvater und ein pfälzisches Kindermädchen gelernt. Er schätzte auch die Eigenheiten der „bayerischen Volksgruppe links des Rheines“. Kobell verfasste die „Gedichte in pfälzischer Mundart“ (1849) und das Buch „Pälzische Gschichte“ (1863).

Dass das Jahr 1839 dennoch als Geburtsjahr der Fotografie gilt, ist dem französischen Maler und Erfinder Louis Daguerre (1787-1851) zu verdanken. Dieser entwickelte eine Fotografietechnik names Daguerreotypie. Dabei wird eine versilberte Kupferplatte zunächst mit Jod-, Brom-, und Chloriddampf chemisch behandelt, um sie lichtempfindlich zu machen. Dann wird das Bild mithilfe eines speziellen Fotoapparates durch Belichtung auf die Platte gebracht. Die Technik wurde wohl bereits ab 1837 sukzessive entwickelt, so dass es Fotos gibt, die vor 1839 entstanden. Wichtig war aber vor allem: Daguerre schrieb eine Gebrauchsanweisung für die Daguerreotypie. Damit konnten auch andere Menschen zu Fotografen werden, was der Startschuss für die Fotografie war.

Für Kobell, der eigentlich Mineraloge war und damit naturwissenschaftlich vielseitig interessiert, waren seine fotografischen Experimente mit einem eigenen technischen Verfahren genau das: Experimente. Seine wenigen Versuche bannte er auf Salzpapier. Schnell wandte er sich aber wieder anderen wissenschaftlichen Themen zu.

Aus dem Jahr 1826 stammt übrigens die älteste bekannte Fotografie der Welt: „Blick aus dem Arbeitszimmer von Le Gras“ von Joseph Nicéphore Niépce (1765-1833). Mit seinem „Heliografie“ genannten Verfahren wurde es in Saint-Loup-de-Varennes aufgenommen. Bei der Heliografie wurde das Motiv über acht Stunden belichtet und auf eine mit Asphalt bestrichene Zinn-, Kupfer-, Zink- oder Silberplatte gebracht.

Was bleibt also festzuhalten? Überraschenderweise hat der Begründer der pfälzischen Mundartdichtung einen Beitrag zur Erfindung der Fotografie geleistet. Wir danken Cornelia Kemp für diese fachliche Information und Lisa Lamm für den Online-Artikel im „National Geographic“ vom 7. Juni 2024.

Zum Artikel von Lisa Lamm: Link

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